Haarausfall ist für Frauen schon ein schwerwiegendes Problem. Zeigt sich der Haarschwund ähnlich wie bei Männern mit androgenetischer Alopezie, dem erblich bedingten Haarverlust, mit zurückweichendem Haaransatz sowie Geheimratsecken und wird der Körper zunehmend männlich, macht es das Problem noch schlimmer.

Die Haare fallen auf dem Kopf aus, doch an verschiedenen Körperstellen, an denen sie völlig unerwünscht sind, wachsen sie verstärkt. Der Grund dafür könnte das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCO), eine Eierstockerkrankung, sein. Frauen mit dieser Erkrankung leiden häufig zusätzlich unter einem unerfüllten Kinderwunsch. Die Erkrankung ist oft nur schwer diagnostizierbar. Bis sie tatsächlich diagnostiziert wird, haben viele Frauen bereits eine beachtliche Odyssee hinter sich.

Was ist das Polyzystische Ovarialsyndrom?

Das Polyzystische Ovarialsyndrom ist eine Eierstockerkrankung, die oft familiär gehäuft auftritt. Da diese Erkrankung schwer diagnostizierbar ist, lässt sich nur schwer sagen, wie viele Frauen in Deutschland davon betroffen sind. Experten gehen von ungefähr einer Million betroffenen Frauen in Deutschland aus.

Es handelt sich um eine Hormonerkrankung, unter der ungefähr fünf bis zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden. Häufig befinden sich an den Eierstöcken zahlreiche kleine Bläschen, die als Zysten bezeichnet werden und der Namensgeber für diese Erkrankung sind.

Bei diesen Zysten handelt es sich um unreife Eizellen, die auf dem Ultraschallbild sichtbar sind. Diese Zysten treten jedoch nicht bei allen betroffenen Frauen auf. Nur etwa bei 70 Prozent der betroffenen Frauen bilden sich solche Zysten. PCO ist eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen von Frauen im gebärfähigen Alter.

Wie zeigt sich PCO?

Haarausfall ist nur eines der Symptome von PCO. Der Haarverlust zeigt ein ähnliches Erscheinungsbild wie die androgenetische Alopezie beim Mann. Geheimratsecken und ein zurückweichender Haaransatz treten auf. Der Grund dafür ist das auch von Frauen gebildete männliche Sexualhormon Testosteron, das in DHT umgewandelt wird und die Haarfollikel schädigt. Bei Frauen mit PCO wird nicht genügend Östrogen als Gegenspieler von Testosteron gebildet.

Neben dem Haarausfall treten noch weitere äußerst unangenehme oder kosmetisch belastende Beschwerden auf:

  • männlicher Haarwuchs am Körper, beispielsweise verstärkte Schambehaarung sowie Haarwuchs am Bauch, im Brustbereich und an den Oberschenkeln
  • fettige Haut und Akne
  • Bluthochdruck
  • erhöhte Blutzuckerwerte bis hin zu Diabetes mellitus
  • Gewichtszunahme, vor allem vermehrte Bildung von Bauchfett
  • seltene oder ausbleibende Regelblutung
  • unerfüllter Kinderwunsch.

Treten bei Ihnen mehrere dieser Symptome auf, sollten Sie einen Gynäkologen konsultieren.

Wie wird PCO diagnostiziert?

Der Gynäkologe wird zunächst ein Anamnesegespräch mit Ihnen führen und Sie zu Ihrem Kinderwunsch sowie zu Ihrer Regelblutung befragen. Er führt eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke durch. Kann er die für das Polyzystische Ovarialsyndrom typischen Bläschen an den Eierstöcken erkennen, ist eine Diagnose ziemlich eindeutig.

Diese Bläschen werden jedoch nicht bei jeder Frau festgestellt. Zusätzlich führt der Gynäkologe Blutuntersuchungen durch, um Rückschlüsse über Ihren Hormonhaushalt zu erhalten. Wird ein zu hoher Spiegel an männlichen Geschlechtshormonen im Blut festgestellt und treffen zusätzlich einige für diese Erkrankung typischen Symptome zu, leiden Sie vermutlich unter PCO.

Zusätzlich kann der Arzt die Blutfettwerte bestimmen und einen Glukose-Toleranz-Test vornehmen. Da viele betroffene Frauen auch unter Hashimoto-Thyreoiditis, einer entzündlichen Erkrankung der Schilddrüse, leiden, kann der Arzt auch die Schilddrüsenhormone untersuchen.

Welche Ursachen hat PCO?

Die Ursachen für das Polyzystische Ovarialsyndrom sind noch weitgehend unerforscht. Experten gehen von erblichen Ursachen aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie an PCO leiden, ist größer, wenn Ihr Vater oder Ihre Mutter bereits unter erblich bedingtem Haarausfall leiden. Diese androgenetische Alopezie zeigt sich bei Frauen häufig mit dünner werdenden Haaren um den Mittelscheitel.

Als mögliche Ursache werden auch die Ernährungsgewohnheiten Ihrer Mutter während der Schwangerschaft vermutet. Bei vielen Frauen mit PCO haben die Mütter während der Schwangerschaft stark an Gewicht zugenommen. Da viele Frauen mit PCO übergewichtig sind oder an Diabetes mellitus leiden, kommen auch diese Faktoren als Ursache in Frage.

Wie wird PCO behandelt?

Leiden Sie unter Haarausfall durch PCO, muss das PCO ursächlich behandelt werden. Diabetes mellitus als Begleiterkrankung wird mit einer Umstellung der Ernährung oder mit Insulin behandelt. Liegt zusätzlich eine Hashimoto-Thyreoiditis vor, erhalten Sie Schilddrüsenhormone in Tablettenform. Das Polyzistische Ovarialsyndrom kann zusätzlich mit der Anti-Baby-Pille behandelt werden.

Diese Behandlung erfolgt auch, wenn ein Kinderwunsch vorliegt. Sie erhalten eine Pille mit antiandrogenen Eigenschaften, die den Zyklus reguliert. Auch wenn Sie nicht an Diabetes mellitus leiden, können Sie ein Antidiabetikum mit dem Wirkstoff Metformin erhalten.

Es senkt nicht nur den Blutzuckerspiegel, sondern es kann zusätzlich den Eisprung anregen. Häufig wird auch Kortison in einer geringen Dosierung verordnet, um die Produktion männlicher Hormone zu unterdrücken. Empfohlen wird die Umstellung der Ernährung auf eine abwechslungsreiche, fettarme Kost mit vielen Vitaminen und Mineralstoffen.

Was tun gegen den Haarverlust?

Mitunter bessert sich der Zustand Ihrer Haare, wenn die Haarfollikel noch intakt sind und das Polyzystische Ovarialsyndrom ursächlich behandelt wird. Ist der Haarausfall jedoch schon fortgeschritten und sind die Haarfollikel bereits abgestorben, kann durch die Behandlung von PCO der Haarwuchs an den kahlen Stellen nicht mehr angeregt werden.

Eine Haartransplantation ist möglich, wenn im Körper und auf der Kopfhaut keine entzündlichen Prozesse mehr stattfinden. Die Haarfollikel werden vom Hinterkopf entnommen und in zuvor gestochene Kanäle an den kahlen Stellen eingesetzt. So entsteht wieder ein natürliches Haarbild mit einer hohen Haardichte. Damit der Haarausfall nicht weiter fortschreitet, ist es wichtig, dass das Polyzystische Ovarialsyndrom konsequent behandelt wird.

Fazit: PCO kann zu Haarverlust führen

Leiden Sie unter Haarausfall mit einem männlichen Erscheinungsbild, wachsen Haare an Körperstellen, an denen sie nicht wachsen sollen und bleibt Ihr Kinderwunsch unerfüllt, könnte bei Ihnen das Polyzystische Ovarialsyndrom vorliegen. Es handelt sich um eine ziemlich häufige hormonelle Erkrankung der Eierstöcke, die jedoch nicht immer leicht zu diagnostizieren ist.

Der Arzt kann mehrere Untersuchungen durchführen. Die genaue Ursache dieser Erkrankung ist noch nicht erforscht. Die Behandlung kann mit der Anti-Baby-Pille, einer Umstellung der Ernährung und geringen Gaben von Kortison erfolgen. Sind die Haarfollikel bereits abgestorben und liegt keine entzündliche Erkrankung vor, spricht nichts gegen eine Haarverpflanzung, um die kahlen Stellen aufzufüllen.

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