Haartransplantation Geheimratsecken – In Deutschland leiden mehrere Millionen Männer und Frauen unter Haarausfall. Dieser Ausfall geht über die tägliche „gesunde Menge“ von etwa 100 Haaren, die ein Mensch verliert, deutlich hinaus.

Meist macht sich das Problem durch lichte Stellen und den sogenannten „Geheimratsecken“ bemerkbar. Die kahlen Stellen können zwar gerade im Anfangsstadion der Erkrankung noch relativ gut verdeckt werden, dennoch leiden viele Betroffene schnell unter starken Selbstzweifeln und fürchten, dass ihre gesamten Kopfhaare ausfallen.

Das Selbstwertgefühl sinkt entsprechend, viele Betroffene kapseln sich zudem von ihrer Außenwelt ab, da ihnen der Verlust der Haare unangenehm und peinlich ist. Die Gründe für einen krankhaften Ausfall der Kopfhaare können ganz unterschiedlich sein.

Während bei vielen Betroffenen, auch nach einer ausführlichen Diagnostik, über die Gründe für den Ausfall nur spekuliert werden kann, ist dieser bei anderen Betroffenen auf eine zu häufige Verwendung von Haarpflege Produkten, einem Stylen der Haare mit heißen Geräten (Föhn und Glätteisen), schlechten Umwelteinflüssen oder psychischen Problemen zurückzuführen.

Häufig ist der Ausfall auch genetisch bedingt. Gerade bei der letztgenannten Form des Ausfalls ist ein Entgegenwirken so gut wie unmöglich. Für viele betroffene Personen ist eine Haartransplantation daher die letzte Hoffnung.

Im Folgenden wird darauf eingegangen, was eine Haartransplantation ist, wie viel diese in etwa kostet und Chancen und Risiken der Behandlung.

Was sind Geheimratsecken?

Geheimratsecken bilden sich meist oberhalb der Schläfen am Haaransatz. Meist können die kahlen Stellen eine gewisse Zeit lang relativ gut überdeckt werden. Wenn sich die Stellen jedoch ausbreiten und das restliche Haar immer beanspruchter und dünner wird, ist ein Kaschieren des Problems rasch nicht mehr möglich.

Eine Haartransplantation an Geheimratsecken bietet in einem solchen Fall die Möglichkeit, die unschönen kahlen Stellen aufzufüllen. Hierfür gibt es unterschiedliche Methoden.

Generell wird eine Haartransplantation an Geheimratsecken primär bei Haarverlust, der unumkehrbar (irreversibel) ist, durchgeführt. Beim hormonell bedingten Haarausfall unternehmen Mediziner meistens erst einmal einen medikamentösen Therapieversuch.

Bei Frauen wird bei einer solchen Therapie oft Minoxidil oder Finasterid eingesetzt. Gerade bei jungen Männern raten Fachleute dazu, dass keine Haartransplantation vor dem 30. Lebensjahr durchgeführt wird.

Während der Transplantation kann der Arzt lediglich die bestehenden Haarwurzeln geschickt umverteilen. Schon aus diesem Grund ist es nicht möglich, eine Haartransplantation bei einer bereits gegebenen Glatze durchzuführen.

Auch eine Halbglatze in Kombination mit einem kleinen Haarkranz ist durch eine Transplantation kaum behandelbar. Grundsätzlich gilt, dass eine Haartransplantation nur dann durchgeführt werden kann, wenn die Fläche der Spenderhaare mehr als 20 % der Empfängerregion beträgt.

Die Behandlungsmethoden

Bei der F.U.T.-Methode (Follicular Unit Transplantation) wird Spenderhaar in einem ellipsenförmigen Streifen aus einem Bereich mit (noch) dichtem Kopfhaar entnommen und an die kahle Stelle verpflanzt. Da die Haare als ganzer Streifen entnommen und verpflanzt werden, kann die Behandlung mit dieser Methode an nur einem Tag abgeschlossen werden.

Leider hinterlässt die F.U.T.-Technik eine sichtbare Narbe von etwa vier bis fünf Millimeter. Da sich die Haut im Nacken oft bewegt, können solche Narben im Laufe der Zeit sogar noch größer werden.

Bei der zweiten weit verbreiteten Methode, der F.U.E-Technik, werden die Haarfollikel separat aus dem Spenderbereich entnommen und an die kahlen Stellen verpflanzt. Die F.U.E.-Methode ist im Vergleich zur F.U.T.-Technik zeitaufwendiger. Der Vorteil bei dieser Methode ist jedoch, dass kaum sichtbare Narben zurückbleiben.

Sowohl die F.U.T.- als auch die F.U.E.-Methode haben sich in den letzten paar Jahren als besonders erfolgversprechend bewährt und werden am häufigsten angewandt.

Vor dem Eingriff

Die Aufklärung und die Erklärung des Patienten, dass dieser mit dem Eingriff einverstanden ist, sollte mindestens 24 Stunden vor der Transplantation erfolgen. Seriöse Ärzte bieten kostenfreie und unverbindliche Beratungstermine lange vor dem eigentlichen Operationstermin an, so dass Patienten genügend Zeit haben, über ihre Entscheidung, den Eingriff vornehmen zu lassen oder nicht, nachdenken können.

In den Beratungsterminen kommunizieren seriöse Ärzte nicht nur die möglichen Erfolge des Eingriffs, sondern weisen auch auf mögliche Risiken hin und in-formieren ihre Patienten transparent darüber, dass direkt nach dem Eingriff kein sichtbarer Effekt auftreten wird.

In den Beratungsterminen wird der mögliche Patient zudem über wichtige Voraussetzungen zur Operationstauglichkeit befragt. So erkundigt sich der Mediziner beispielsweise, ob der Patient eine Neigung zu einer überschießenden Narbenbildung hat. Die Ergebnisse des Gesprächs werden vom Arzt stets sorgfältig dokumentiert.

Ablauf des Eingriffs

Zuerst werden während des Eingriffs die gewonnenen Haarfollikel in einer gekühlten Nährlösung gelagert. Anschließend finden die Haarwurzel-Grüppchen in einer winzigen Öffnung in der Haut ihren neuen Platz.

Diese Öffnung wird von dem behandelnden Arzt entweder mit einem Mikrobohrer oder mit einem winzigen Messer hergestellt. Bereits bei diesem Prozess werden die Dichte und die spätere Haarwuchsrichtung festgelegt.

Die Haare werden dann unregelmäßig nach hinten und nach vorne in die Öffnung eingepflanzt. Auf eine Einpflanzung der Haare nebeneinander wird bewusst verzichtet, um einen unnatürlichen „Perlenketteneffekt“ zu vermeiden.

Ein routiniertes Behandlungsteam kann in einer Session zwischen 1.000 bis 1.500 Haarwurzel Grüppchen verpflanzen. Eine Sitzung dauert meistens zwischen drei bis sechs Stunden.

Wer führt die Behandlung durch?

Eine Haartransplantation an Geheimratsecken sollte auf Empfehlung der Expertenvereinigung in Deutschland nur von Medizinern durchgeführt werden, die die Facharztanerkennung eines operativen Fachs besitzen. Hierzu gehören Chirurgen, HNO-Ärzte, Gynäkologen und Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen.

Zudem sollten die Mediziner, die eine Haartransplantation durchführen, Kenntnisse über chirurgische, kardiovaskuläre und medikamentöse Komplikationen haben. Außerdem sollte der behandelnde Arzt Kurse im Bereich Haartransplantationen absolviert haben und als Gastarzt einem in diesem Bereich erfahrenen Arzt assistiert haben.

Mögliche Risiken

Eine Haartransplantation gilt generell als risikoarme Behandlungsmethode. Direkt nach dem Eingriff bemerken viele Patienten lediglich leichte Rötungen, Schwellungen und Gefühlsstörungen an den betroffenen Stellen. Diese Symptome verschwinden in der Regel nach wenigen Tagen wieder. Kleine Verkrustungen, die sich ebenfalls nach dem Eingriff bilden, verschwinden in der Regel nach etwa zehn bis vierzehn Tagen.

Dieser Prozess kann durch die regelmäßige Anwendung eines pH-neutralen Shampoos beschleunigt werden. Wichtig zu beachten ist jedoch, dass nach dem Eingriff das Haar frühestens nach 48 Stunden erstmals gewaschen werden darf. Ärzte raten außerdem dazu, in den ersten zwei Wochen nach dem Eingriff, große Anstrengungen (beispielsweise Leistungssport) und starke Sonnenstrahlen zu vermeiden.

Nachteilig bei der Haartransplantation ist, dass das Zweithaar nicht mehr ausfällt. Dies klingt zwar eigentlich positiv, ist jedoch etwas problematisch, wenn im Alter der Haarkranz lichter wird und an den verpflanzten Stellen immer noch üppige Locken wachsen.

Die unausgeglichene Verteilung der Haare kann dann im Grunde nur noch durch ein wegrasieren der verpflanzten Haare ausgeglichen werden. Dies ist natürlich insbesondere dann unschön, wenn die Streifenmethode bei der Behandlung verwendet wurde, da bei dieser bekanntlich eine sichtbare Narbe zurückbleibt.

Die Erfolgsaussichten

Wenn die Fläche der Spenderhaare ausreichend ist, können Ärzte im Rahmen einer Haartransplantation große Erfolge erzielen. Die verpflanzten Haare bleiben in der Regel bis zum Lebensende erhalten.

Patienten sollten jedoch direkt nach dem Eingriff nicht mit sichtbaren Ergebnissen rechnen. Bis die verpflanzten Haarfollikel wachsen, dauert es in der Regel zehn bis vierzehn Wochen. Bevor das Haar wächst, fällt dieses sogar etwa drei bis vier Wochen nach dem Eingriff wieder aus.

Davon sollten sich Patienten nicht beirren lassen. Dies ist ganz normal und ist auf einen kurzzeitigen Nährstoffmangel zurückzuführen.

Auf einer gesunden Kopfhaut wachsen rund 98 % der Haarfollikel ohne Probleme. Auf Narbengewebe und bei Rauchern und Diabetikern wachsen immerhin noch rund 80 % der transplantierten Haarfollikel. Männer, die unter einem erblich bedingten Haarausfall leiden, erhalten nach dem Eingriff oft den Wirkstoff Finasterid.

Dieser soll verhindern, dass die Reste der Haare am Oberkopf ausfallen. Im Gegensatz zu den verpflanzten Haaren sind diese Haare nämlich empfindlicher gegenüber dem Hormon DHT.

Die Kosten

In den meisten Fällen zahlen die gesetzlichen Krankenkassen für eine Haartransplantation an Geheimratsecken nicht, da diese als ästhetischer Eingriff und nicht als medizinisch notwendige Behandlung betrachtet wird. Lediglich bei einem Haarverlust aufgrund von Verletzungen, schweren psychischen Erkrankungen und Hautkrankheiten werden die Behandlungskosten manchmal von den Kassen übernommen.

Die Kosten einer Haartransplantation lassen sich nicht pauschal benennen, da diese immer vom jeweiligen Arzt und vom Zeit- und Arbeitsaufwand abhängig sind. Zumeist werden individuelle Preise bei einem unverbindlichen Beratungstermin vom Arzt kommuniziert.

Die Gesamtkosten der Behandlung werden primär davon beeinflusst, wie hoch / tief die neue Haarlinie gesetzt werden, wie groß die Fläche ist, die neue Haare erhält und welche Dichte letztendlich erzielt werden soll. Wie viele Grafts genau verpflanzt werden, hängt immer von den Eigenschaften des Donorhaares (Haarkranz) ab. Eine durchschnittliche Haartransplantation, unabhängig davon welche Methode für die Behandlung angewandt wird, kostet zwischen 3.750,00 bis 7.500,00 Euro.

Im Ausland, zum Beispiel in der Türkei oder in Osteuropa, werden Haartransplantationen auf dem qualitativen Niveau einer Behandlung in Deutschland nicht selten weitaus günstiger angeboten. Es kann sich daher durchaus lohnen, den Eingriff im Ausland vornehmen zu lassen.

Fazit

Eine Haartransplantation ist immer dann die optimale Lösung beim Ausfall des Kopfhaares, wenn sie durch eine medikamentöse Behandlung nicht gestoppt werden konnte und wenn damit zu rechnen ist, dass das Haar nicht wieder nachwächst. Leider kommt die Behandlungsmethode nicht für jede vom Haarausfall betroffenen Person in Frage und ist zudem mit recht hohen Kosten verbunden.

Da gesunde und schöne Haare jedoch ein Zeichen von Vitalität und Lebensfreude sind, sind die meisten Patienten dazu bereit, die recht hohen Behandlungskosten zu zahlen. Gerade weil der Eingriff mit keinerlei Schmerzen verbunden ist und da die sehr gute Erfolgsquote für sich spricht, kann eine Haartransplantation abschließend als hervorragende Möglichkeit bewertet werden, um lästige Geheimratsecken den Kampf anzusagen, diese dauerhaft zu entfernen und wieder zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.

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