Alopezie – Hinter dem medizinischen Begriff steckt krankhaft starker Haarausfall. Von einer echten Alopezie sprechen Fachleute, wenn sich die Haardichte sichtbar lichtet.

Das kann nur individuell entschieden werden, weil nicht jeder mit gleich dichtem Haarschopf gesegnet ist. Oft treten schüttere Stellen oder gar kahle Partien auf.

Der Haarausfall kann am gesamten Körper vorkommen. Für die meisten Menschen wird es problematisch, wenn es um die Kopfbehaarung geht.

  • Krankheitsbild
  • Was kann man dagegen unternehmen
  • Mittel
  • Selbsthilfen

Welche Formen von krankhaftem Haarausfall gibt es?

Grundsätzlich gibt es fünf Beschreibungen für übermäßigen Haarausfall im gängigen Sprachgebrauch:

  • die angeborene
  • eine erworbene
  • die herdförmige
  • eine diffuse
  • eine totale

Die ersten beiden Punkte erklären den Ursprung der Krankheit. Während die anderen drei deren Ausmaß beschreiben. Weiter kann sie chronisch oder akut auftreten. Den größten Unterschied macht dabei die Vernarbung.

Bei einem chronischen Verlauf kommt es zu dauerhaft geschädigten Haarwurzeln. Teilweise werden die komplett durch Vernarbung zerstört. Es wachsen hier keine Haare mehr nach.

Tritt der Haarausfall zum Beispiel in Folge von Stress, Mangelernährung oder Medikamenteneinnahme auf, vernarben die Follikel in den seltensten Fällen. Wird der Lebensstil geändert, wachsen die Haare fast immer nach.

Wann wird von Alopezie gesprochen?

Pro Tag verliert jeder Mensch um die 100 Haare. Einige Menschen bemerken etwa bei erhöhtem körperlichem oder psychischen Stress kurzzeitig mehr Haare in Bürste oder auf der Kleidung. Dieses Phänomen nennt der Mediziner Effluvium.

Der altersbedingte Haarausfall muss nicht zwingend als Krankheit betrachtet werden. Auch der Haarausfall in der Schwangerschaft gibt sich meist nach der Geburt wieder und wird anders behandelt.

Wie kann die Krankheit entstehen?

Das sichtbare Haar ist nur ein Teil des gesamten Gebildes. Unter der Haut befindet sich das Haarfollikel, eine andere Bezeichnung für Haarwurzel. Sie ist wie eine kleine Röhre geformt. In ihr entsteht das Haar, – Farbe und Beschaffenheit sind zum großen Teil genetisch disponiert.

Das Haar wird in Fachkreisen Haarschaft genannt. Der unterste Teil des Haarfollikels ist die Haarzwiebel. Dort findet die Zellteilung statt. Dabei verhornen die Zellen und es entsteht Haar.

In welchem Tempo ein einziges Haar seinen Zyklus durchlebt, ist unabhängig von allen anderen Haaren. Immer besteht der Haarzyklus aus einer Wachstumsphase, einer Übergangsphase und einer Ruhephase.

Von ihnen ist die Wachstumsphase mit einigen Jahren die längste. Übrigens: Je mehr Zeit die Haare wachsen, desto länger und dichter sind sie.

So kommt es zu normalem Haarausfall

Nach einer langen Wachstumszeit ist die Maximallänge erreicht. Das Haarfollikel wandert bis knapp unter die oberste Hautschicht. Dort verweilt es, bis ein neues Haar nach wächst und es nach außen transportiert. Das Haar fällt aus.

Gleichzeitig sind davon meistens weniger als 90 % der Haare betroffen. Wenn der Wachstumszyklus gestört ist, kommt es zu einer nicht-vernarbenden Alopezie.

Exkurs:
Für eine vernarbende Erkrankung liegen die Ursachen hauptsächlich in Entzündungen begründet. Diese können einzeln auftreten, eine Folge von Infektionen sein oder aus Verletzungen resultieren. Auch Tumore und viele Hautkrankheiten sowie Verbrennungen sind als Grund für diese Art Haarausfall bekannt.

Den Ursachen des Haarausfalls auf dem Grund

Wenn die Gene Schuld sind: Androgenetische Alopezie Kurz erklärt, handelt es sich hier um Haarausfall, der Anlage bedingt ist.

Die Anlagen setzten sich zusammen aus der genetischen Disposition, dem Alter und dem Vorkommen männlicher Hormone. Wobei die genetischen Anlagen dabei bestimmen, in welchem Grad männliche Hormone einen Einfluss auf die Haarfollikel haben werden.

Was passiert mit dem Haarzyklus?

Aufgrund der drei genannten Anlagen verkürzt sich die Wachstumsphase von Mal zu Mal enorm. In der Folge sind die sichtbaren Haare also dünner. Lichte beziehungsweise schüttere Stellen sind zu erkennen. Außerdem verschlechtert sich die Nährstoffversorgung der Haarfollikel. Dies geschieht, weil die Durchblutung abnimmt.

Wann setzt der genetisch bedingte Haarausfall ein?

Sie kann bereits nach der Pubertät beginnen. Entweder nur auf dem Oberkopf, typischerweise rund um einen Wirbel oder aber nur oder parallel an den Schläfen. Bis zur Bildung vollständig kahler Stellen schreitet diese Form des Haarausfalls nach bekannten Mustern voran. Kurz bevor es zu einem kompletten Wachstumsstopp kommt, sind nur noch Flaumen sichtbar.

Diffuser Haarausfall (Diffuse Alopezie)

Bei diffusem Haarausfall lichtet sich das gesamte Haar. Allerdings gilt es hier zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden. Frauen fällt das Haar oft an allen Kopfpartien aus, während bei Männern Schläfen und die Kopfkrone hauptsächlich betroffen sind. Der nicht Partien gebundene Haarausfall ist ein Spiegel der Seele – und des körperlichen Befindens.

Mediziner beobachten ihn zum Beispiel drei Monate nach einer starken, fiebrigen Grippe oder Erkältung. Oft werden jegliche Schilddrüsenerkrankungen davon begleitet. Eine Ursache kann auch eine angegriffene Magen- oder Darmflora sein. Außerdem können Rheumaleiden und Tumore einen solch umfassenden Haarausfall indizieren.

Wie erkenne ich diffusen Haarausfall und was passiert beim Wachstumsprozess?

Wenn die Haare sich lichten, sind meistens bereits ein Viertel der Haare ausgefallen. Sobald aber ein Arzt die Ursache diagnostiziert und behandelt, kann der Verlust gestoppt werden und eine Behandlung zum schnellen Haarwuchs begonnen werden.

Der diffuse Haarausfall ist reversibel.

Durch Mangelversorgung, Entzündungen, schlechte Durchblutung oder hormonellen Einfluss durch Stress wird das Wachstum bei übermäßig vielen Haarwurzeln gleichzeitig abgeschlossen. So sind parallel sehr viele Haare in der Übergangsphase vor dem Ausfall.

Übrigens: Ein erhöhter Haarverlust auf dem ganzen Kopf muss nicht unbedingt behandlungsbedürftig sein. Er kann sich dabei auch um ein Effluvium handeln, bei dem genauso viele Haare nachkommen wie ausfallen.

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)

Kennzeichnend sind kleine Stellen, geformt wie ein Kreis, an denen die Haare sehr dünn und wenig werden. Es kann auch zu ganz kahlen runden Stellen kommen. Wie eingangs erwähnt muss das nicht zwingend am Kopfhaar passieren.

Wie es zu dieser Alopezieform kommt, ist nicht abschließend erforscht.

Wissenschaftler wissen aber, dass eine Entzündung der Haarwurzel Schuld daran ist, dass der Wachstumsprozess ausgesetzt wird. Allerdings werden die Haarfollikel nicht zerstört. Heißt, die Haare können nachwachsen und ihre alte Kraft und Länge wieder erreichen.

Wer unter dieser Art leidet, darf sich nicht erschrecken, wenn die ersten Haare sehr dünn und fast weiß nachwachsen. Es braucht eine Zeit, bis sie wieder sie Struktur und Farbe von vorher annehmen.

Wie eine solche Entzündung entsteht ist noch nicht bekannt, auf jeden Fall aber spielt das Immunsystem eine entscheidende Rolle. Unter bestimmten Bedingungen bildet es nämlich Antikörper. Diese sind so genannte Auto-Antikörper, weil sie den eigenen Körper angreifen. In diesem Fall die Haarfollikel.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlungsmethode ist stark abhängig von der Diagnose. Denn wenn Haarausfall als Folgeerkrankung auftritt, muss die eigentliche Ursache bekämpft werden, um das Haarwachstum erfolgreich stimulieren zu können.

Teilweise berichten Patienten aber auch von einer spontanen Selbstheilung nach einem plötzlichen Haarausfall. Ganz ohne aktives Zutun hat sich das Immunsystem beruhigt, der Vitaminhaushalt ausgeglichen und der Stress gelegt – die Haarzyklen funktionieren wieder. Ansonsten arbeiten Ärzte mit einem ganzheitlichen Ansatz.

Das heißt, es wird eine umfangreiche Anamnese angefertigt, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Dazu gehören auch sehr persönliche Fragen, etwa ob ein Trauerereignis unverarbeitet ist, der Patient unter Mobbing leidet oder gravierende Änderungen in seinem Umfeld eingetreten sind.

Zudem wird die Ernährung unter die Lupe genommen. Denn auch einseitige Diäten können zu plötzlichem oder schleichender Mangelernährung und damit zu Haarausfall führen. Nicht zu vernachlässigen ist auch das Thema Rauchen. Durch die schlechtere Durchblutung gelangen ebenfalls nicht mehr alle Nährstoffe in ausreichender Menge in die Haarwurzeln. So wird nach der Bestandsaufnahme ein Blutcheck vorgenommen, dessen Ergebnisse offenbaren, ob für den Haarwuchs entscheidende Vitamine und Mineralstoffe fehlen.

Sind hier keine Gründe auszumachen, werden gegebenenfalls die Hormone untersucht. Sollten Nährstoffe fehlen, kann der Arzt sofort mit einer Behandlung beginnen. Entweder verabreicht er die Stoffe intravenös oder verschreibt hochdosierte Ergänzungspräparate. Zur lokalen Anwendung mischen Ärzte ein Haarwasser zusammen. Es wird oft ergänzend zu einer Kortisonlotion verordnet. Das Kortison zieht die Entzündung aus den Haarwurzeln und sorgt für ein schnelles Abheilen. Die individuellen Bestandteile des Haarwassers regen das Haarwachstum an.

Welche Mittel gibt es?

Die Wirkung von Koffeinhaltigen Haarshampoos ist wissenschaftlich nicht belegt. Sie scheinen zwar den Wachstumsprozess katalysieren zu können, aber vermögen es nicht, krankhaften Haarverlust aufzuhalten.

Ein bekanntes Mittel ist Regaine. Es arbeitet auf hormoneller Basis. Bei Männern und Frauen sind daher auch unterschiedliche Wirkstoffe enthalten. Weiter gibt es die Option, Haarfollikel zu transplantieren. Hier werden eigene Haarwurzeln entnommen und an kahlen oder schütteren Stellen wieder eingesetzt.

Dies geschieht in mehreren Sitzungen. Allerdings lohnt sich ein solches Prozedere erst jenseits des 25. Lebensjahres. Der Grund dafür ist derselbe, warum die Therapie bei Männern besser funktioniert als bei Frauen. Denn die Haarwurzeln werden von den Stellen entnommen, die als permanent beurteilt werden. Es ist an diesen Partien nicht mit einem genetisch bedingten Haarausfall zu rechnen.

Nur diese permanenten Haarwurzeln entwickeln sich dann an anderen Stellen. Wie oben gelernt, besitzt jedes Haarfollikel seinen genetisch vorgegebenen Zyklus. Da bei Frauen aber meist diffuser Haarausfall zu beobachten ist, lassen sich kaum permanente Stellen ausmachen – eine Transplantation scheint wenig erfolgreich.

Homöopathische Mittel kommen vor allem als Nahrungsergänzungsmittel zur Anwendung. Etwa Zinkgloboli oder solche mit Vitamin B-Komplexen. Außerdem sind in den Haarwassern pflanzliche Extrakte beigemischt, die entzündungslindernde Wirkungen haben.

Unterschied Mann & Frau?

In unserer Gesellschaft leiden mehr Männer als Frauen unter Haarausfall. Allerdings gilt dies nicht für Haarverlust als Krankheitsfolge. Etwa 70% der Männer und 30% der Frauen sind von anlagebedingtem Haarausfall betroffen.

Der Grund, warum Männer häufiger betroffen sind, liegt in dem erhöhten auftreten männlicher Hormone. Entscheidend dabei ist der Abbaustoff vom Testosteron. Er lässt die Haarfolikel verkümmern. Interessanterweise haben Studien aber gezeigt, dass die Gabe von weiblichen Hormonen oder die Unterdrückung männlicher Hormone keinen direkten Einfluss auf die Krankheit hat.

Es geht also immer um ein Wechselspiel zwischen genetischer Disposition, allgemeinem Wohlbefinden und Hormonen. Allerdings ist wiederum bewiesen, dass Gestagene, Hormone zur Verhütung, einen krankhaften Haarausfall begünstigen können.

Plötzlicher Haarausfall

Heftige Diäten sowie eine Schwangerschaft sorgen für Nährstoffentzug und Stress. So kann es hier sehr plötzlich zu einem Haarausfall kommen. Das gilt natürlich auch für die Wechseljahre. Die weiblichen Hormone werden weniger und so kann es sein, dass die männlichen Hormone überhand gewinnen und die genetischen Anlagen aktivieren. Sogar Frisuren können die Haarwurzeln zum Aufgeben bringen. Wer seinen Pferdeschwanz oder Dutt ständig auf Zug bindet, reißt permanent an den empfindlichen Wurzeln, bis sie ausfallen.

Alopezie bei Kindern?

Schon bei Kindern kann es zu Haarausfall kommen. Besonders häufig sind sie durch Infekte und infolge schwerer anderer Krankheiten davon betroffen. Aber auch Fälle des androgenetischen Haarausfalls sind nicht selten. Häufig beginnen gerade bei männlichen Jugendlichen die Haare sehr früh zu weichen.

Wird aber eine genetische Erkrankung ausgeschlossen, kann durch Nährstoffergänzung und wachstumsfördernden Mitteln dem Haarausfall entgegengewirkt werden.

Nur in ganz wenigen Fällen bleibt das Krankheitsbild ein Leben lang zu sehen oder überhaupt bestehen.

Wo fallen Haare überall aus?

Nachdem es jetzt im Text bisher nur um das Kopfhaar ging, muss zwingend erwähnt werden, dass auch Wimpern, Augenbrauen, Achselhaare und alle andere Körperbehaarung betroffen sein können.

Bekannt ist zum Beispiel der Schamhaarausfall durch etwa Syphelis oder einer Pilzinfektion. Das Nachwachsen kann zu unangenehmen jucken und wieder durch Einwachsen entzündete Stellen führen.

Für viele Patienten ist diese Form von Haarausfall besonders kritisch, mit dem Arzt zu besprechen. Doch die ist unbegründet, es kann meistens schnell geholfen werden.

Ausfallende Wimpern und Augenbrauen können problematischer sein, als weichendes Kopfhaar. Denn durch die sehr kleine Fläche und begrenzten Haarfolikel wachsen diese Stellen oft nicht mehr in dem Maße nach, wie sie waren. Selten tritt der Haarverlust allerdings als erstes hier auf.

Wie kann man vorbeugen?

Ein stressfreies Leben, eine gesunde Ernährung, ausreichend Sport für eine gute Durchblutung und überlegter Einsatz von Pflegemitteln sorgen nicht nur für strahlenden Teint und ein leistungsfähiges Immunsystem. Alle diese Punkte lassen auch das Haar wachsen und glänzen.

Die Kopfhaut sollte in der Sommerzeit gut vor Sonneneinstrahlung geschützt werden, um eventuelle Folgen wie Sonnenbrände zu vermeiden. In der kalten Jahreszeit sorgt eine warme Kopfbedeckung für ausreichend Durchblutung. Dennoch sind dauerhafte Kopfbedeckungen kritisch zu sehen, die Sauerstoffarmut ist nicht Wachstumsfördernd.

Aggressive Pflegelotionen, Färbemittel und zu heiße Fönluft sollten vermieden werden. Auch das Abschrubbeln des Kopfes ist nur bis zu einem gewissen Grad ein Peeling.

Sonst können dadurch und natürlich durch ungeeignete Bürsten kleine Verletzungen auf der Kopfhaut auftreten, die sich schlimmstenfalls entzünden. Infekte dürfen nicht verschleppt werden, um das Immunsystem nicht dauerhaft zu belasten. Selbstredend gehören da auch ein bedachter Alkoholkonsum und am besten ein Rauchstop dazu.

Was die meisten Menschen nicht bedenken, ist das enge Zusammenspiel von Psyche und Physe. Seelischen Stress gilt es genauso zu vermeiden. Yoga und Co können ein ausgleichendes Ventil sein.

Gibt es Selbsthilfegruppen?

Denn unter Umständen kommt es ohne ein solches Ventil zu selbstverursachter Alopezie. Patienten reißen sich wortwörtlich die Haare vom Kopf oder Kratzen sich dermaßen stark, dass sich die gesamte Kopfhaut entzündet.

Selbsthilfegruppen und Foren im Internet können für Betroffene eine echte Hilfe sein. Leiden sie doch eher unter vermindertem Selbstwertgefühl und den Blicken anderer als unter der meist schmerzfreien Krankheit selber.

Außerdem kann es hier gute Tipps für Perückenläden geben, Ideen, wie ein Tuch stylisch gebunden werden kann und wie in kritischen Situationen, wie dem Schwimmbad mit dem Haarregen umgegangen werden kann.

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